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Auf den Koffern

Als wir in den 50er Jahren in die Ferien gefahren sind, hatten wir kein Auto und keine Rollkoffer. Da ich drei ältere Geschwister hatte, wurden für eine Reise einige Koffer und Rucksäcke gepackt. Meine Mutter zählte sie ab, es waren meistens zwischen 10 und 14 Stücke. Da wir die nicht alle auf einmal schleppen konnten, wurden sie, wenn wir auf einem Bahnhof angekommen waren und umsteigen mussten, aus dem Zug erstmal auf den Bahnsteig gestellt. Dann sind Mutter und Vater und meine älteren Geschwister mit den größeren Koffern los.
Auf dem Foto sind wir wohl um 1955 in Kiel angekommen und es ging weiter mit dem Fördedampfer nach Laboe. Eine Großtante hatte ein Haus an der Strandpromenade, wo wir die Ferien verbringen konnten. Vom Bahnhof bis zum Anleger wurden dann erstmal so viele Gepäckstücke getragen wie möglich. Als Jüngster wurde ich dann auf den Rest, der erstmal auf dem Bahnsteig stehen blieb, gesetzt, um darauf aufzupassen.

So eine Prozedur gab es nicht nur einmal auf einer Reise. Da wir in Hamburg erstmal mit der S-Bahn nach Altona fahren mussten, um dort in den Zug nach Kiel zu steigen, gab es mehrere Gelegenheiten für dieses Verfahren.
Nur, wenn wir in den Hunsrück zum Großonkel der anderen Seite fuhren, mussten alle Sachen in Rucksäcke gepackt werden, weil wir zum Ferienquartier der Familie vom Bahnhof aus 2 Stunden durch den Wald zu gehen hatten.
Heute haben schon die Kleinen einen Rollkoffer und Umsteigen ist einfacher.

 

© Oswald Klingmüller 2025

Gisela Klingmüller

Gisela Klingmüller war eine Malerin und lebte in Kiel 

solange ich nicht weiß, was HTML code heißt, mach ich da erstmal gar nix. 

 

Galerie

Gisela Klingmüller 

Gisela Klingmüller, 1884 bis 1965 , war eine leidenschaftzliche Malerin und lebte in Kiel.

Als sie nahe 80 war und wegen grauen oder grünem Star nicht mehr richtig sehen konnte, wollte sie trotzdem den Strauß Glockenblumen malen. Die Blumen sind schön, wussten aber nicht, wo die Blumenvase ist. 

Auch der Blumengarten ist als Garten zu erkennen, das ist die Hauptsache. 

Als sie jünger war, hat sie Boote und die schleswig-holsteinische Küste gemalt. 

Das Klavier

meine Erfahrung

Da ich im Juni geboren war, hätte ich mit 5 ¾ zu Ostern eingeschult werden können. Aber der Schuldirektor sagte, ich wäre noch zu verspielt und noch nichts für die Schule. 

Mein Vater meinte aber, ich sollte schon etwas lernen, und so wurde ich zu Frau Voss in die Oldachstraße 25 zum Blockflötenunterricht geschickt. Hinterher hat mein Vater immer voller Stolz erzählt, dass ich früher Noten lesen konnte als Buchstaben. 

Nachdem ich 5 Jahre fleißig die Blockflöte geübt hatte, hielt mein Vater es für geboten, dass ich ein richtiges Instrument lernen sollte. Obwohl ich mit großer Leidenschaft auch Stücke von Leopold Mozart oder so gespielt hatte, war die Blockflöte in seinen Augen doch vor allem dazu geeignet, bei Haydns Kindersinfonie den Kuckuck beizusteuern. 

Meine Geschwister waren schon auf die Streichinstrumente verteilt, Wicke und Volker Geige, Bernhard Cello und mit meinem Vater an der Bratsche wurden dann Streichquartette exekutiert. 

               

Also wurde Frau Voss angewiesen, mir Klavier beizubringen. Da ich schon Noten lesen konnte, war es eher ein sportliches Problem mit den Fingern. Ich konnte nach einem oder 2 Jahren auch schon die einfachen Sonatinen von Clementi oder Dussek spielen und habe so eine auch bei einem Schulkonzert am Wilhelm-Gymnasium aufgeführt. Dabei kam ich aufs Podium, natürlich in meinem schönen Anzug mit den kurzen Hosen und hatte die Noten falschrum aufgeschlagen. Mit Schwung habe ich dann die Arme genommen und die Noten gedreht. Das fand die Mutter von meinem Freund Eberhard Heddaeus so beeindruckend, dass sie sich noch 50 Jahre später daran erinnerte. 

Frau Voß hat uns wohl in guter Erinnerung behalten und als wir nicht mehr um die Ecke wohnten, sondern in Mannheim hat sie uns noch Karten aus dem Urlaub (z.B. aus Lugano im August 1961) geschickt. 

 

Mit dem Üben und überhaupt mit dem Klavierspielen war es in der kleinen Wohnung in Hamburg aber ein Problem. Mein Bruder Bernhard, der vor dem Cellospielen auch schon Klavierunterricht hatte, konnte natürlich den fröhlichen Landmann schon viel besser spielen und wenn ich irgendetwas spielen wollte, was mir gefiel, z.B. den Flohwalzer, war das kitschig oder sonst wie nicht würdig. Außerdem stört Klavierspielen und die Hälfte der Familie hatte immer etwas, worauf sie sich konzentrieren musste, so dass ich immer wieder darauf hingewiesen wurde, dass es gerade, dann, wenn ich mich hingesetzt hatte, irgendwie gerade extra störend ist. Noch schlimmer als die Familie, war aber Frau Michelsen. Die wohnte unter uns und passte mich im Treppenhaus ab und klagte, dass sie fürchterlich Migräne hätte, was auch immer das sein konnte, und ich doch bitte nicht so viel und so laut spielen sollte. 

Wenn aber mein Vater mich aufgerufen hat, die melodischen Übungsstücke von Diabelli mit ihm vierhändig zu spielen, war Frau Michelsen wohl egal. Aber tagsüber hat sie mich schon behindert, weil ich beim Spielen dran denken musste, dass sie jetzt unter mir sitzt und leidet. 

Wenn ich das bedenke, wundere ich mich, dass mir Klavierspielen nach wie vor Freude bereitet und ich sogar gern übe und ein Stück auch 100-mal spielen kann, damit es einigermaßen klingt. 

Das hängt dann auch damit zusammen, dass wir später in Mannheim mehr Platz hatten, ich hatte mein eigenes Zimmer und da war das alte Klavier nur für mich. Der Vater hatte einen Blüthner Flügel gekauft, der dann im Wohnzimmer stand und auf dem ich auch gespielt habe. Vor allem, wenn der Vater die Mozart Sonaten mit der Geige spielen wollte. Da habe ich auch mal mit meinem Bruder die Schubert Sonatinen zum Spaß gespielt. Wenn es aber zu den Haydn Trios kam, Vater mit der Geige und Bernhard am Cello, gabs Schwierigkeiten. Denn vom Blatt ist das nicht so einfach und wenn ich mich auf die Bassnoten konzentrierte, hat Bernhard gemeint, dass das Quatsch ist, denn die spielt er ja schon auf dem Cello. Das Zusammenspiel in der Familie war dann nie so ein Spaß, weil wir nicht geübt haben und immer irgendwie vom Blatt spielten. Da bin ich dann lieber auf den Golfplatz. 

Und dann hatte ich einen Klavierlehrer der es nicht so streng sah mit dem Üben, d.h. nicht aufgegeben hat und mich so auch motivieren konnte, für Aufführungen zu üben. Er hat wohl auch Stücke ausgesucht, an denen ich Spaß hatte. 

                

 

 

 

Als ich in München studierte und in der Thiemestraße wohnte, kam ich an einem Haus in der Martiusstraße (siehe Ausschnitt aus einem Brief an die Mutter am 29.1.1970) vorbei, in dem es im Keller Studios gab. Wohl für Musikstudenten. 

 

 

Da konnte ich einen Raum mit einem gestimmten und technisch einwandfreien Klavier für 1 Mark pro Stunde mieten und mich umgeben von Eierkästen austoben. Sonatinen aller Art konnte ich da spielen, und auch an Schubert Sonaten oder gar der Revolutionsetüde von Chopin wagen ohne dass einer irgendeinen Kommentar abgegeben hat. 

Sogar ausführlich im Stile von Coltranes Olé meine Finger über die Tasten laufen lassen (Friggi hätte gesagt „Modaler Scheiß“) . Das habe ich ein paarmal für mehrere Stunden gemacht und das hat der Freude am Spielen und der Technik sicher gutgetan. 

Mein Freund Hans meinte einmal scherzhaft: Warst Du wieder im Klavierpuff? 

Hans konnte auch Geige spielen und wir haben auch mal die Schubert Sonatinen gespielt. Er hatte so einen kraftvollen Zigeunerstrich, so etwas gab es bei uns in der Familie nicht. 

Als ich dann in Bochum meine erste Wohnung bezog, hat die Mutter einen Möbelwagen zusammengestellt und da war dann auch das gute alte Zimmermann Leipzig Klavier dabei. 

Natürlich konnte ich in der Mietwohnung nicht immer spielen, wenn mir danach war. Vor allem nicht, wenn ich nachts nach der Sitzung am Computer und 2 oder 3 Bier auf dem Nachhauseweg noch Lust hatte. 

Das war auch nach dem Umzug nach Essen so. 

Als ich dann wieder in Mannheim war, habe ich regelmäßig immer montags mit Vater mit der Bratsche oder der Geige gespielt. Er hatte zwar eigentlich den Ehrgeiz, den ganzen Band durchzuspielen. Ich konnte aber durchsetzen, dass wir nur die Nummern 1 bis 7 spielten. Dadurch, dass wir die also häufiger spielten und ich auch Lust hatte, mir die Noten zwischen den Montagen anzusehen, wurde es teilweise ganz gut und auch gut zum Zuhören für Ulrike und Mutter. 

In Mannheim hatte mich dann ein alter Freund von Bernhard versucht zu animieren, Keyboard in seiner Band zu spielen. Ich habe dann auch ein Yamaha YPR8 gekauft, aber gemerkt, so einfach ist es nicht, Lady Madonna wie Fats Domino zu spielen. Vor allem, wenn man keinen Rhythmus in Blut hat. Er hat mich auch zu Friggi Hoffmann geschickt, damit ich wenigstens die Rhythm chords lerne. 

Friggi kann zwar selbst den Blues auf dem Klavier spielen, auch wenn er nur den Daumen einsetzt swingt es, aber er meinte, wir müssen ganz unten, beim vierstimmigen Satz und Bachscher Stimmführung anfangen. Er hat mir auch erklärt, wo Beethoven Klänge komponiert hat, die einem bei Duke Ellington schräg vorkommen. 

Friggi war ein altgedienter Jazzer aus Frankfurt bzw. dann aus der Mannheimer Szene und soweit Bernhard mir erzählte, hat er versucht auf den Air Bases der Amerikaner in Libyen und sonstwo sein Geld zu verdienen. Viel ist davon nicht geblieben und so hat er bei der Musikschule Weinheim als schlechtbezahlter Chorleiter angeheuert und Einigen Stunden gegeben. Vom Jazz konnte er nicht leben. Er gehörte auch zu den Jazzern, die ungeheuer hohe Ansprüche an die kompositorische Qualität und Originalität haben, aber sich hassen, wenn das Publikum zeigt, dass es gefällt und sie vielleicht sogar mitklatschen. 

Mir hat er vor allem die Bedeutung der Harmonielehre beigebracht. Davon kann ich jetzt, 35 Jahre später, noch zehren.

Allerdings, um zu den Harmonien auch noch den Rhythmus zu lernen, hätte ich mehr üben müssen. Dafür hatte ich aber zu viel in meinem Beruf zu tun. 

Aber diese Stunden haben wohl meinem Spiel mit Vater genutzt, denn ich habe mehr darauf geachtet, die richtigen Noten zu spielen, anstatt möglichst viele Noten zu spielen. 

Als ich dann die GSP gegründet habe, konnte ich mir keine zusätzlichen festen Termine leisten und habe nur mit Vater und so für mich gespielt. 

Nach wie vor fällt es mir schwer, Termine zu machen, um mich zum Zusammenspiel zu verabreden. 

Manchmal spiele ich mit Sebastian Flötensonaten. Er wohnt in Hamburg und wir sehen uns nicht allzu oft. 

Nach der Lehmann-Pleite 2008 hatte ich dann keine Lust, in Finanzinstrumenten bzw. Finanzprodukte zu investieren und habe stattdessen ein richtiges Instrument gekauft, welches das alte leichtgängige Zimmermann Leipzig Klavier ersetzte. 

Das steht jetzt in unsere freistehenden Haus und ich kann im Prinzip spielen, wann ich will. 

Dezember 2024

Jetzt habe ich mal gemerkt, dass ich immer in gleicher Lautstärke und gleicher Geschwindigkeit spiele. Daraufhin habe ich die Inventionen F und G auswendig gelernt, und versuche sie jetzt richtig schnell und auch in pianissimo zu spielen. Das Schnelle geht schon ganz gut, aber das Pianissimo klappt noch nicht. 

Ob das an der Arthrose liegt? Ist egal, es wird geübt. 

Gegen die Arthrose habe ich auch schon die erste Seite der Chopin Etüde op 25, nr.11 auswendig gelernt und spiele sie so schnell ich kann. Mittlerweile habe ich auch noch 2 weitere Seiten gelernt. 

Es beschwert sich keiner oder kommt mit einem guten Ratschlag. 

 

Galerie

vor 20 Jahren fanden wir in einer Mannheimer Galerie die Bilder "landscape in the mist" und wir haben gleich 2 kleine gekauft. Später sahen wir auf der Art Karlsruhe ein größeres Format von einem Hamburger Galeristen und jetzt haben wir 2 kleine, ein mittleres und ein großes. Und jedes Mal, wenn ich  im Winter mit dem Hund im Nebel spazierengehe, sehe ich diese Bilder vor mir. 

Wenn es aber klar ist, ist zu sehen, wie der Knick gewachsen ist. 

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